Das Zuhause der Bergmänner und ihrer Familien
Die Arbeitersiedlungen im Ruhrgebiet sind das unverkennbare Gesicht der industriellen Blütezeit und faszinieren in ihrer Funktion als Zeugen einer anderen Zeit. Sie erzählen ihre individuelle Geschichte vom Leben der Bergmannsfamilien und ihren Nachfahren, die teilweise bis heute in den beliebten Wohnvierteln wohnen. Die Siedlungen wurden von den Zechen und Industrieunternehmen Ende des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts als "Kolonien" für ihre Arbeiter und Angestellten errichtet.
Die Highlights der Arbeitersiedlungen
Zu den Aushängeschildern gehören die Margarethenhöhe in Essen und die Siedlung Eisenheim in Oberhausen. Ihre Baumeister haben sie architektonisch aus einem Guss errichtet, etwa im Stil der englischen Gartenstadt. Hier könnt Ihr Musterwohnungen besichtigen und Interessantes über die Lebensumstände damals und heute erfahren. Auch kleinere und weniger bekannte Arbeitersiedlungen im Ruhrgebiet erwarten Euch und laden zu einem Bummel durch die Straßen ein.
Blick für's Detail
Die Fassaden der Häuser in den Arbeitersiedlungen sind oftmals einheitlich gestaltet, dennoch hebt sich jedes Gebäude mit verspielt wirkenden Details vom anderen ab. Andere Siedlungen bestechen durch Vielfalt, so gibt es in der Siedlung Teutoburgia in Herne ganze 21 verschiedenen Haustypen. Sorgfältig und liebevoll saniert haben viele Siedlungen, die oftmals unter Denkmalschutz stehen, ihre unverwechselbare Identität bewahren können. Sie sind lebendig wie eh und je. Ob Jung oder Alt, die Bewohner sind stolz auf ihre Arbeitersiedlung und erzählen gerne Anekdoten von früher.
Die schönsten Siedlungen
Noch mehr sehenswerte Siedlungen
Sie ist eine der größten Arbeitersiedlungen im Ruhrgebiet: Die Alt-Siedlung Friedrich Heinrich in Kamp-Lintfort. Zeche und Arbeitersiedlung wurden zu Beginn des 20. Jahrhunderts mitten auf Feldern und Wiesen der damaligen Pariser Aktiengesellschaft Friedrich-Heinrich nach dem Modell der Gartenstadt erbaut. Daher ist auch ihr Erscheinungsbild sehr variantenreich. Sie galt als Siedlung für die Arbeiter der Zeche, Beamte waren hier nicht untergebracht. Auch Alt-Siedlung Friedrich Heinrich war vom Abriss bedroht, konnte allerdings erhalten werden und bietet heute wieder attraktiven und gefragten Wohnraum.
Alt-Siedlung Friedrich-Heinrich
Ebertstraße
47475 Kamp-Lintfort
Mehr Informationen über die Siedlung findet Ihr auf der Website der Stadt Kamp-Lintfort.
Die Siedlung Altenhof II in Essen beherbergte früher vor allem Alte, Invalide und Alleinstehende, die in der Siedlung unentgeltlich Wohnraum fanden. Heute ist sie zu großen Teilen noch gut erhalten und lohnt daher einen Besuch. Wie die Gartenstadt Margarethenhöhe auch diese Arbeitersiedlung von Krupp erbaut. Ziel war nicht nur Funktionalität, sondern auch Ästhetik, daher wurden auch dort Elemente der englischen Gartenstadtarchitektur integriert. Obwohl die Gebäude nicht im Fachwerkstil errichtet wurden, bietet die Siedlung durch die leicht hügelige Landschaft und geschwungenen Straßen eine malerische Kulisse.
Altenhof II
Von-Bodenhausen-Weg
45133 Essen-Stadtwald
Mehr über die Siedlung Altenhof II findet Ihr auf der Website der Route der Industriekultur.
Wie der Name schon verrät, entstand auch diese Bottroper Zechensiedlung nach dem Vorbild der englischen Gartenstadt. Sie bot Wohnraum für die Bergleute der Zeche Vereinigte Welheim. Der Zweite Weltkrieg hinterließ hier große Schäden, die Siedlung wurde jedoch immer wieder aufgebaut. Inzwischen wurde die gesamte Gartenstadt Welheim umfassend modernisiert und dem heutigen Wohnstandard angepasst. Großzügig angelegte Grünflächen, große Gebäude, Plätze und Alleen bieten auch heute attraktiven Wohnraum. Mit ca. 650 Gebäuden zählt sie zu einer der größten Arbeitersiedlungen im Ruhrgebiet und lässt anschaulich die Entwicklung der Siedlung im Wandel der Zeit nachvollziehen. Nur wenige Minuten entfernt könnt Ihr von einem der beliebtesten Aussichtspunkte im Ruhrgebiet, dem Tetraeder Bottrop, die Aussicht auf die Zeche Prosper Haniel und die Arbeitersiedlung genießen. Nebenan lockt das alpincenter Bottrop mit rasanten Abfahrten auf Skiern oder mit einer Sommerrodelbahn.
Gartenstadt Welheim
Welheimer Straße
46238 Bottrop
Mehr über die Gartenstadt Welheim erfahrt Ihr auf Website der Route der Industriekultur.
Im ehemaligen Dorf Hervest, heute ein Stadtteil von Dorsten, wurde die Siedlung Hervest für die Bergmänner der Zeche Leopold gebaut. In Hervest wohnten damals circa 1000 Personen, das Dorf bot somit nicht genug Arbeitskräfte für die Zeche. Die Siedlung wurd im Stil der Gartenstadt gebaut. Dadurch bekamen die Häuser variierende Dächer, die Siedlung wurde begrünt und es gab zahlreiche Freiflächen. Außerdem bekam jedes Haus einen eigenen Garten. Als Zentrum der Siedlung wurde der Brunnenhof angelegt. Er bot nicht nur begrünte Fläche, sondern auch Läden siedelten sich an und somit fand hier das gesellschaftliche Leben statt. Nach einem Spaziergang durch die Siedlung und über den Brunnenhof empfehlen wir Euch einen Abstecher ins Creativquartier Fürst Leopold. Auf dem Geländer der stillgelegten Zeche findet Ihr heute Galerien und Ausstellungen, kultige gastronomische Angebote sowie coole Events.
Zechensiedlung Hervest
Brunnenstraße 2
46284 Dorsten
Mehr Informationen über die Zechensiedlung Hervest findet Ihr auf der Website der Metropole Ruhr.
Die Arbeitersiedlung Flöz Dickebank in Gelsenkirchen-Ückendorf entstand im Vergleich zu den anderen Siedlungen erst relativ spät. Ab 1972 erbaut, war sie die neue Heimat für die Kumpel der Zechen Holland, Alma und Rheinelbe. Wie die meisten Siedlungen dieser Art wurde auch hier der Abriss beschlossen, konnte aber durch engagierte Bürger, die ihr zu Hause nicht hergeben wollten, verhindert werden. Das Gemeinschaftsgefühl der Bewohner ist nach wie vor vorhanden, regelmäßig finden politische Veranstaltungen und gemeinsame Treffen der Vermieter statt.
Siedlung Flöz Dickebank
Virchowstraße / Flöz Sonnenschein
45886 Gelsenkirchen
Mehr über die Siedlung erfahrt Ihr auf der Website der Route der Industriekultur.
Die Siedlung Lange Riege in Hagen ist ein ganz besonderes Juwel unter den Arbeitersiedlungen und hat durch viele Fachwerkhäuser eine besonders idyllische und urige Atmosphäre. Sie gehört nicht zu den typischen Arbeitersiedlungen, die aus dem Aufschwung der Montanindustrie im Ruhrgebiet hervorgingen. Ihre Geschichte reicht mehr als 300 Jahre in die Vergangenheit zurück, denn die Siedlung gibt es bereits seit 1665. Hochqualifizierte Klingenschmiede aus dem bergischen Land wurden angeworben und fanden hier eine wertvolle Arbeitsstätte. In unmittelbarer Nähe zur Siedlung Lange Riege befindet sich das LWL-Freilichtmuseum Hagen, das in jedem Fall einen Besuch wert ist. Hier könnt Ihr die Ergebnisse von Klingenschmiede begutachten und allerlei über ihr Handwerk lernen. Ein wunderbarer Ort, um einen Museumsbesuch und einen Spaziergang in der Siedlung miteinander zu verbinden und so intensiv etwas über die Arbeit und das Leben der Schmiede zu erfahren. Den Kunstfans unter Euch empfehlen wir einen Besuch im Kunstquartier Hagen, das mit dem Osthaus Museum und dem Emil Schumacher Museum ein absolutes Highlight in der Kunst- und Kulturszene ist.
Siedlung Lange Riege
Riegestraße 6-18
58091 Hagen-Eilpe
Mehr über die Siedlung Lange Riege erfahrt Ihr auf der Website der Stadt Hagen.
Diese Arbeitersiedlung in Duisburg hat eine besonders bewegende Geschichte. Für das, was Ihr heute noch seht, haben viele Bewohner hart gekämpft. Die Siedlung sollte komplett abgerissen werden und nur mit einem Hungerstreik konnten die Bewohner einen Teil bewahren. Heute steht sie unter Denkmalschutz. Das Erscheinungsbild der Siedlung Rheinpreußen ist abwechslungsreich: verschiedene Haustypen, Fassadengestaltungen und große Baumbestände lassen sie gemütlich wirken. Die Geschichte der Siedlung hat die Bewohner zusammengeschweißt, sodass regelmäßig Aktivitäten in der Siedlung stattfinden, zu denen jeder herzlich eingeladen ist. Um den Tag ausklingen zu lassen, ist ein Erklimmen der in Nachbarschaft gelegenen Halde Rheinpreußen ein gelungener Abschluss. Die große Grubenlampe auf dem Gipfel der Halde gibt besonders bei Sonnenuntergang ein tolles Bild ab. Von hier hat man einen schönen Blick über das westliche Ruhrgebiet.
Siedlung Rheinpreußen
Südstraße
45198 Duisburg-Homberg
Mehr über die Siedlung Rheinpreußen erfahrt Ihr auf der Website von Duisburg.
Hier begebt Ihr Euch auf eine kleine Zeitreise in die Vergangenheit: Bei einem Besuch der Siedlung Schüngelberg in Gelsenkirchen könnt Ihr alle charakteristischen Elemente des Bergbaus entdecken. Zu sehen sind Schachtanlagen, Zechenbahn und die Halde Rungenberg, die neben dem Besuch der Arbeitersiedlung ebenfalls einen Stopp wert ist. Die Gebäudetypen sind vielfältig und wurden in mehreren Phasen ergänzt, zuletzt durch die IBA Emscherpark. Die Siedlung beherbergt heute noch vor allem ehemalige Bergleute und steht zu einem Großteil unter Denkmalschutz.
Siedlung Schüngelberg
Schüngelbergstraße
45897 Gelsenkirchen
Mehr über die Siedlung Schüngelberg erfahrt Ihr auf der Website der Route der Industriekultur.
Im westlichen Bereich von Heessen, einem Stadtteil von Hamm, befindet sich die 1920 erbaute Siedlung Vogelsang, die nach dem Direktor der "Mannsfeldschen Kupferschiefer bauenden Gewerkschaft", Dr. Karl Vogelsang, benannt ist. Die Siedlung Vogelsang gehört zu den schönsten Arbeitersiedlungen im Ruhrgebiet, ist Teil der „Route der Industriekultur“ und gut über Radwege zu erreichen.
Viele Einzelgebäude sind in ihrer ursprünglichen Ausformung erhalten. Das gleiche gilt für viele Details, wie zum Beispiel Fenster und Türen, die sich noch im Originalzustand befinden. Die Siedlung bildet durch ihre Eingangs-, Platz- und Straßengestaltung eine geschlossene Einheit und hat damit ihre ursprünglich beabsichtigte städtebauliche Funktion als wichtiger Straßenzug in Hamm-Heessen bis heute erhalten.
Eine sorgfältige Restaurierung in den 1990er Jahren hat erheblich dazu beigetragen, dass Vogelsang heute als denkmalgeschütztes Ensemble ein eher seltenes Beispiel einer geschlossenen Arbeitersiedlung aus den frühen 1920er Jahren darstellt, die ihren Bewohnern heute Wohnqualität und ein lebenswertes Umfeld bietet.
Arbeitersiedlungen Vogelsang
Vogelsang
59073 Hamm-Heessen
Mehr über die Siedlung Vogelsang erfahrt Ihr auf der Website der Route der Industriekultur.